Cowboy Kid


von Seppatoni
23.07.2012

Es war einst ein junger Revolverheld im Wilden Westen namens Sam. Zusammen mit seinem Vater, dem Sheriff der Stadt, lebte er in Villatown. Lange Zeit war alles ruhig und friedlich, bis eine Gruppe von Gaunern, bekannt als die Scorpions, die Stadt heimsuchten. Man sagte, sie wollten den nächsten eintreffenden Zug überfallen. Sams Vater versuchte, die Verbrecherbande davon abzuhalten, aber man hörte nie wieder etwas von ihm. Sam versuchte, auf eigene Faust die Gangster zu stellen, doch er wurde von den Scorpions attackiert und überlebte nur dank der Hilfe des jungen Indianers Little Chief. Dieser entschloss sich fortan, Sam bei seiner Aufgabe zu unterstützen. Zusammen mit seinem neuen Mitstreiter und der Ernennung zum Sheriff machte er sich auf die Suche nach den Köpfen der Bande.

Sechs Bandenmitglieder werden bereits via Steckbrief gesucht. Jeder Bösewicht versteckt sich im Spiel dabei in einem anderen Gebiet. Lediglich über den mysteriösen Anführer der Gruppe, den Scorpion Master, ist nichts bekannt. Ihr dürft frei wählen, welchem Schurken ihr euch als erstes an die Fersen heften möchtet: Slash Joe, Meister im Umgang mit dem Messer, den Mad Brothers, den gefürchtetsten Brüdern im Wilden Westen, oder auch Wild Wolf Chief, dem Indianer der Gruppe.

Jede Verbrecherjagd führt euch an einen anderen Schauplatz. Neben typischen Wild West-Städten, reißenden Flüssen, gespenstischen Friedhöfen oder düsteren Höhlen, warten auch ein riesiges Fort oder ein fahrender Zug auf Sam. Gleich zu Beginn erhaltet ihr ein Messer als Waffe, mit welcher ihr die überall lauernden Gegner im Nahkampf niederstreckt. Im weiteren Verlauf des Spiels könnt ihr mit der Pistole (trifft nur einen Gegner) und der Flinte (schiesst durch Gegner hindurch) weitere Waffen finden. Für den zweiten Spieler in der Rolle von Little Chief gibt es entsprechende Alternativen in der Form von Bumerang und Tomahawk.

Neben Waffen erweist sich auch das Geld als äußerst wichtig. Ihr erhaltet es von besiegten Gegnern und findet es auch in den zahlreichen Schatzkisten. Geld benötigt ihr beispielsweise, um Wachen zu bestechen oder Hotelübernachtungen zu bezahlen. Je nach bezahltem Service im Hotel wird eure Energieleiste in Form von Herzchen wieder aufgefrischt. Die Leiste erweitern könnt ihr durch das Aufsammeln von Sheriff-Sternen. Weiterhin könnt ihr in den diversen Shops fleißig einkaufen. Neben Energieauffrischern wie Fritten, Käse oder einem Trank, der die komplette Energie erneuert, finden sich auch Gegenstände wie eine schusssichere Weste oder ein Hut, welche euch temporären Schutz vor bestimmten Angriffen gewähren, oder eine Leiter, welche euch aus unterirdischen Verliessen flüchten lässt, im Sortiment der Ladenhändler. Als ebenfalls sehr nützlich erweist sich die jeweils erwerbbare Karte des aktuellen Gebiets.

Hab ihr noch etwas Geld übrig und möchtet es rasch vermehren, so könnt ihr dies bei verschiedenen Minispielen tun. Mit Black Jack, einer Schießbude und einem "Hau den Lukas"-Verschnitt warten drei Möglichkeiten zur Geldvermehrung in den zahlreichen Gebäuden auf euch. In den Häusern trefft ihr auch immer wieder auf verschiedene Einwohner, welche euch Tipps und Hinweise für die Suche nach den Verbrechern geben. In fast allen Fällen müsst ihr erst diesen nachgehen, bestimmte Aufgaben erfüllen und die entsprechenden Schlüssel für verschlossene Tore finden, damit ihr den Gaunern auf die Schliche kommt und sie in der direkten Auseinandersetzung stellen könnt.

Der größte Teil des Spiels präsentiert sich dabei aus einer isometrischen Perspektive, gewisse Abschnitte finden aber auch in klassischen 2D-Passagen statt. Pro Level habt ihr jeweils ein Continue zur Verfügung, welches euch an derselben Stelle weitermachen lässt, an welcher ihr zuvor das letzte der 3 Leben verloren habt.

Grafisch haben die Entwickler die Wild West-Atmosphäre sehr gut eingefangen, die stimmigen Schauplätze und das mehrstufige Scrolling lassen problemlos über die teils etwas abgehackten Animationen hinwegsehen. Auch musikalisch werdet ihr während des Spiels von äußerst gelungenen und passenden Kompositionen begleitet.

Aus Gameplay-Sicht weiß die Steuerung zu überzeugen und lässt keine Mängel offen. Hingegen nervt die oftmals ungenau Kollisionsabfrage, welche teilweise zu unnötigen Treffern führt und manchmal das Attackieren von Gegnern erschwert. Davon abgesehen gibt es keine gröberen Schnitzer und die Kombination aus Adventure-Elementen und Wild West-Action geht wunderbar auf. Der Umfang mit 7 verschiedenen Gebieten geht ebenfalls in Ordnung, eine Fortsetzungsmöglichkeit via Passwort wäre jedoch wünschenswert gewesen. Der Schwierigkeitsgrad hängt davon ab, in welcher Reihenfolge ihr euch die Gegner vornehmt. Stürzt ihr euch beispielsweise nur mit dem Messer bewaffnet in den Shoot‘em up-Abschnitt auf dem Rücken eines Pferdes, so wird dies eine äußerst knifflige Aufgabe. Generell darf die Schwierigkeit jedoch auf mittlerer Stufe angesiedelt werden.

Cowboy Kid ist ein leider etwas unbekannter Titel im NES-Sortiment, der zweifellos wesentlich mehr Popularität verdient hätte. Das erfrischend andere Setting, die abwechslungsreiche Verbrecherjagd mit Action- und Detektiv-Elementen und vor allem der simultane 2-Spieler-Modus mache das von Romstar produzierte Wild West-Abenteuer zum Geheimtipp für alle Freunde von Action-Adventures.


Wertung


7/10

Kommentare



Seppatoni
Bereits vor einigen Jahren fiel mir der Titel auf, als ich ihn inklusive des speziellen Covers das erste Mal erblickte und ich bis dahin noch nie etwas davon gehört hatte. NES-Spiele mit Schauplatz im Wilden Westen? Das gibt es nicht allzu oft. Vor kurzer Zeit widmete ich mich dann erstmals auch diesem Titel vor der Konsole und musste feststellen, dass dessen Unbekanntheit absolut zu unrecht erfolgte. Die packende Schurken-Hatz kann trotz kleiner Mängel überzeugen und macht vor allem zu zweit ungemein Spaß.